Großeinsatz in Münster, eine Region ohne Strom

Einsatztagebuch THW Fritzlar

Münster, Stromausfälle nach rauem Wetter und starken Schneefällen; in der Zeit vom 26.11.05 bis 01.12.05

26. November ´05:

Am 26. 11. 2005 um 23:00 Uhr wurden sechs Helfer des OV Fritzlar alarmiert!

Um 23:30 Uhr rückten die ersten Helfer nach Wolfhagen in die Pommernkaserne aus, um für Fahrzeuge und Gerät Einsatzbereitschaft herzustellen. (Aufgrund von Umbaumaßnahmen an der Unterkunft des OV sind Fahrzeuge und Material derzeit hier 30km entfernt stationiert)

Vorort angekommen, verlasteten wir drei 5KVA-, einen 8KVA und einen 30KVA Stromerzeuger auf dem GKW der Fachgruppe Beleuchtung und dem MLW, sowie sämtliches verfügbares Elektromaterial- und Werkzeug.

Gegen 00:30 Uhr meldeten wir bei der Leitfunkstelle in Kassel Einsatzbereitschaft.

Der Befehl lautete: „Sofortige Abfahrt zum gemeinsamen Treffpunkt am SVG Autohof an der A44.“ Gleich im Anschluss an den Marschbefehl machten wir uns auf den Weg.

27. November ´05:

Gegen 02:15 Uhr am 27. 11. 2005 rückten wir im geschlossenen Verband von Feuerwehr und THW zu einem anderen SVG Hof nach Diemelstadt ab, wo wir auf den Verband des Kreises Waldeck-Frankenberg trafen.

Nach einer Einsatzbesprechung gegen 03:10 Uhr wurde beschlossen, dass wir aufgeteilt in vier Kolonnen in das Einsatzgebiet ausrücken.

Gegen 04:30 Uhr rückte unsere Kolonne in Richtung Münster aus, mit dem Ziel Bereitstellungsraum in den Örtlichkeiten des Institutes der Feuerwehr (Feuerwehrschule).

Um ca. 07:00 Uhr erreichten wir unser Ziel.

Nach einer Ruhezeit und einem Frühstück, welches wohl alle Helfer sehr begrüßten, bekamen wir gegen 11:00 Uhr unseren ersten Einsatzbefehl, der wie folgt lautete:

Notstromerzeuger der Bevölkerung in Horstmar übergeben. Zusätzlich sollte unser Elektrikertrupp mit Hilfe der Unterstützung eines einheimischen Elektrikers bei der Aufstellung der Aggregate und der Einspeisung der stromlosen Anwesen bzw. Bauernhöfe helfen. Aufzustellen und zu betreiben waren neun 5KVA-, ein 8KVA-, sowie zwei 30KVA-Aggregate.

Gegen 11:40 Uhr am 27. 11. 2005 rückten wir mit dem OV-Rotenburg mit zwei Helfern, dem OV-Melsungen mit drei Helfern und dem OV-Kassel mit sechs Helfern nach Horstmar ab.

Nach einer Fahrzeit von ca. 40 Minuten hatten wir unseren Bestimmungsort erreicht. Am Einsatzort angekommen, wurden wir von der ortsansässigen Feuerwehr kurz eingewiesen.

Es wurde eine Straße unterhalb der Feuerwehr gesperrt, in der wir die Verteilung der Stromerzeuger durchführten.

Die Bevölkerung war glücklich als sie uns sahen und nach langem Warten endlich wieder Strom für ihre kalten Häuser erhielt. Nun wieder mit Elektrizität versorgt, haben sie uns ihre Dankbarkeit in Form von heißem Tee und frischen Waffeln spüren lassen, worüber wir uns sehr freuten.

Gegen 20:00 Uhr rückten wir, ausgenommen zwei Kameraden aus Rotenburg, wieder ab nach Münster. Ankunft gegen 21:30 Uhr.

Unser Einheitsführer meldete uns wieder an die LUK HR zurück, anschließend suchten wir erschöpft die uns zugewiesenen Ruheräume im Institut der Feuerwehr auf, wo wir bis morgens um 6:00 Uhr verweilten, um zu schlafen und uns zu erholen.

28. November ´05:

Nach dem Frühstück wurde eine Einheitsbesprechung durchgeführt, in welcher uns die allgemeine Lage der Region sowie Bevölkerung verdeutlicht wurde.

Gegen 09:15 Uhr bekamen wir dann unseren ersten Einsatzbefehl für diesen Tag. Wir fuhren mit der Freiwilligen Feuerwehr des Ortes Wesel, dem THW OV Eschwege, OV Wolfhagen, OV Melsungen, OV Bad Hersfeld, OV Homberg und dem OV Großalmerode im Verband nach Schöppingen.

Um 10:30 Uhr haben wir den Parkplatz eines Aldi-Markt in Schöppingen erreicht, welcher uns Einsatzkräften als Bereitstellungsplatz zugewiesen wurde.

Unserer Einheitsführer machte sich sofort auf den Weg zum hier zuständigen Krisenstab, welcher sich im Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr Schöppingen befand. Gegen 11:00 Uhr begann dann die gezielte Verteilung von Mannschaft, Stromerzeugern und Material. Zeitgleich sicherten einige Helfer des THW anhand eines 35KVA Aggregates die Spannungsversorgung der Örtlichkeiten der Feuerwehr, von wo aus in diesem Gebiet alles koordiniert wurde.

Den mit uns befreundeten Kameraden des OV Wolfhagen standen im Einsatz leider nicht genügend Kraftfahrer zur Verfügung, sodass unser dritter Kraftfahrer kurzerhand deren Kipper mit Aggregat übernahm. Einer der Fritzlarer Gruppenführer -gelernter Elektriker- lies sich zu aller Sicherheit von den Wolfhagern noch schnell auf deren Stromerzeuger einweisen. Schon fuhren der Fritzlarer Kraftfahrer und er los, um bei einem nahe gelegenen Autohaus mit Tankstelle auf unbürokratische Art und Weise für Strom zu sorgen. Aufgrund der riesigen Schneemassen im Hof war es kein leichtes den Stromerzeuger dort zu platzieren, jedoch hatten die beiden mit Hilfe der Leute des Autohauses und dem Allrad des Kippers die Situation bald im Griff. Nun dauerte es nicht mehr lange bis die Einspeisung des Autohauses fertiggestellt war. Auch hier waren kurzerhand dankbare und frohe Gesichter zu sehen und es gab noch ein Dankeschön vom Chef des Autohauses, der erleichtert war, daß seine Leute endlich wieder unter normalen Bedingungen arbeiten konnten.

Als wir unsere Aufträge alle abgearbeitet hatten, stellten wir uns zur Verfügung Stromerzeuger mit einem ortsansässigen Elektriker an die umliegenden Höfe zu verteilen, in Betrieb zu nehmen und die behelfsmäßigen Einspeisungen vorzunehmen.

Dieser Auftrag war gegen 23:00 Uhr abgeschlossen. Die lange Fahrt zur Feuerwehrschule nach Münster lohnte sich nicht mehr, daher übernahmen wir noch eine letzte Aufgabe. Diese lautete: „Bewachen und Einteilen von nachts angelieferten Aggregaten auf dem Bereitstellungsplatz am Aldi-Markt.“

Abwechselnd legten wir uns auf unseren Fahrzeugen ein wenig zum Schlafen hin.

29. November ´05:

Am nächsten Morgen kamen die Kameraden der anderen THW-Ortsverbände wieder nach Schöppingen. Diese hatten im Institut der Feuerwehr (Feuerwehrschule) übernachtet. Nach einem Frühstück gegen 08:15 Uhr bekamen wir erneut den Auftrag mit einem Elektriker die Stromversorgungen weiterer Höfe herzustellen.

Unter anderem mussten wir eine 100 Meter lange Zuleitung von einem Aggregat zu einem Haus mit Nebengebäuden durch unwegsames Gelände legen und anschließen. Das Aggregat war extra aus Holland angeliefert worden und war fest installiert auf einem LKW mit schallgedämpftem Chassey. Die Leistung dieser Netzersatzanlage ist uns nicht bekannt, dürfte aber schätzungsweise bei mindestens 300 – 400 KVA liegen. Für den Anschluss dieses Hofes nutzten wir eine Leitung des Typs H07RN-F 5*10qmm, sprich eine schwere Gummischlauchleitung mit einem Aderquerschnitt von 10qmm. Auch diese wurde extra hierfür bestellt und zu uns angeliefert.

Auf der einen Seite montierten wir einen CEE-Stecker zum Anschluss ans holländische Aggregat, auf der anderen Seite schlossen wir die Leitung fest am Hausanschlusskasten des Anwesens an.

Nun erledigten wir noch ein paar andere kleine Einsätze und machten uns schließlich wieder auf den Weg zum Feuerwehrgebäude in Schöppingen. Unmittelbar nach unserem Eintreffen bei der Feuerwehr musste diese zu einem Brand ausrücken, doch einige Einsatzfahrzeuge der Rettungsdienste ohne ihre Kraftfahrer versperrten die Durchfahrt. Diese Einsatzfahrzeuge waren größtenteils nicht verriegelt, also schoben wir sie kurzerhand beiseite damit die Feuerwehr passieren konnte.

Der Ortsbrandmeister war von unserem schnellen und beherzten Handeln sehr angetan und bedankte sich später bei uns dafür.

Am Abend sind wir wieder zurück nach Münster in die Feuerwehrschule gefahren und waren froh uns schlafen legen zu können nach den Strapazen und den langen Nächten der letzten Tage

30. November ´05:

An diesem Morgen um 08:15 Uhr war wieder Einheitsbesprechung, es wurden uns alle Neuigkeiten der allgemeinen Lage mitgeteilt.

Es stand mittlerweile fest, dass zwei Ortsverbände des THW die Heimreise antreten würden. Auch ein Helfer unseres OV trat am Nachmittag die Heimreise an, da er selbständig ist und daheim eine eigene Firma hat.

Tagsüber wurden noch kleinere Einsätze gefahren, jedoch ohne nennenswerte Vorkommnisse.

01. Dezember ´05:

Am Morgen dieses Tages, wieder gegen 8:15 Uhr, fand die nächste Einheitsbesprechung statt. Hier wurde uns mitgeteilt, dass wir die Heimfahrt antreten könnten. Unsere restlichen Aggregate, welche vor Ort noch benötigt wurden, sollte ein anderer Ortsverband später mit nach Hause nehmen und dem Geschäftsführerbereich zukommen lassen, sodaß wir sie dort abholen können.

Gegen 11:00 Uhr dieses Vormittags traten wir mit drei Leuten des OV Wolfhagen und einem ihrer Fahrzeuge die Heimreise an. Auch diese erfolgte ohne besondere Vorkommnisse.

Um ca. 18:00 Uhr haben wir die Pommerkaserne in Wolfhagen erreicht, wo wir Fahrzeuge und Material wieder abstellten. Dort haben wir schließlich noch unsere persönlichen Sachen vom Fahrzeug geladen und die Wolfhager Kameraden zu ihrem OV begleitet um deren Material abzuladen und die Fahrzeuge abzustellen. Um 19:25 Uhr erreichten wir unseren Heimatort Fritzlar, dort eingetroffen meldeten wir uns kurz zurück. Damit war der Einsatz „Stromausfälle im Großraum Münster“ für uns abgeschlossen.


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